Montag, 22. September 2014

Eeey, ab in den Süden ...

... der Sonne hinterher. He yo, was geht?

Nix da mit Sommer, Sonne, Sonnenschein. Im Süden Chiles war es kalt. EISKALT!
Aber erst einmal von ganz von vorne:

Man sagt, Chile sei das Ende der Welt und in der Tat hatte ich zum ersten Mal das Gefühl, dass nichts mehr kommen würde. Wie es dazu kam?
So "spontan" wie Chilenen sind, wurde mir einen Abend vorher erst Bescheid gegeben, dass wir am nächsten Morgen gegen 9.30 Uhr in den Süden Chiles in die Nähe eines Dorfes namens Fresia fahren werden. Dort auf dem Campo wohnt nämlich der 95-jährige aus Deutschland stammende Großvater. So vorbildlich wie ich bin, packte ich bereits am Vorabend meinen Rucksack und erschien pünktlich um 8.45 Uhr zum Frühstück, wo mir dann gesagt wurde, dass mein Gastbruder ja noch zur Universität müsse und wir von daher erst später losfahren würden. Wann genau? Weiß der Geier... Mein großes Fragezeichen im Kopf: Weiß man sowas nicht schon vorher?! Also legte ich mich wieder ins Bett. Um 12 Uhr ging es dann tatsächlich mit vollgepacktem Auto Richtung Süden. Man muss wissen, dass Fresia ca. 600 km und über elf Stunden von Concepción entfernt liegt und man damit gerade mal im "Norden des Südens" von Chile ist. Da meine Gasteltern mir natürlich bei der Gelegenheit auch andere Orte zeigen wollten, fuhren wir einen kleinen Umweg nach Capitán Pastene, einem 2026 Einwohner-Dorf, in dem hauptsächlich italienische Einwanderer leben. Dort aßen wir in einem italienischen Restaurant zu Mittag.
Restaurant
Vorzimmer des Restaurants
Jugo de frambuesa (Himbeersaft)
Capitán Pastene
Kleine Staßenparade
Je weiter wir in den Süden kamen, desto menschenverlassener wurde es. Irgendwann konnte man mehr Kühe und Schafe als Menschen zählen. Es gab auch keine gepflasterten Straßen mehr, sondern nur noch holprige Schotterpisten. Da dachte ich echt, dass das Ende gekommen sei.
Nach gefühlten weiteren 100 Stunden kamen wir dann endlich nachts auf dem Campo des Großvaters an, wo uns auch zwei Cousins und die Nana (Haushälterin) begrüßte. Typisch chilenisch saßen wir erst einmal alle in der Runde, spielten Karten und tranken Pisco mit Cola bis in die Morgenstunden. 
Nach meiner ersten Nacht erlebte ich die kälteste Dusche meines Lebens. Ich versuchte bestimmt fast eine halbe Stunde lang das Wasser warm zu bekommen und drehte an allen Hähnen. Da es jedoch nicht warm wurde, duschte ich kalt, sodass mir die Eiseskälte draußen dann auch nichts mehr ausmachte. Was für ein guter Schutzeffekt...!
Auf dem Campo des Großvaters gibt es viele Kühe und eine eigene Molkerei, sodass wir immer frische Milch hatten sowie selbstgemachten Apfelmus aus eigenen Äpfeln. Seeehr lecker... doch so viel "bio" vertrug mein Magen anscheinend nicht, sodass er sich erst einmal beschwerte, haha.
Auf dem Campo
Mein erstes selbst gebackenes Brot
Empanadas
Auch in Chile gibt es Pizza
Prinzipiell wurde eigentlich ununterbrochen gegessen anlässlich der Feierlichkeiten zum 18. und 19. September (Fiestas Patrias), an denen der Nationalfeiertag zelebriert wurde. Es kamen also noch weitere Familienmitglieder, sodass wir alle zusammen aßen und hauptsächlich Karten spielten. An einem Tag sind wir auch ausgeritten und trotz des permanent schlechten Wetters, der Kälte und des Regens hatte ich viel Spaß mit meinem Pferd Castellano (oder wie es hieß... Ich hab es leider vergessen.).
Obwohl mir alle davon abgeraten haben die Straßenhunde anzufassen, konnte ich mich bei einem einfach nicht zurückhalten und habe ihn auf den Namen "Chico" getauft. Chico ist zwar ein Straßenhund, wohnt jedoch eigentlich auf dem Campo und bekommt da ab und zu auch Futter. Anfangs war er sehr ängstlich, doch nachdem ich einige Stunden mit ihm gespielt hatte, war er zutraulicher denn je. Jeden Morgen, wenn ich rauskam, um ihm ein Stück von meiner Frühstückswurst abzugeben, kam er mir freudig entgegen und begrüßte mich.
Chico ♡
Am Samstag verabschiedeten wir uns schließlich von dem Großvater, der Nana und den Tieren auf dem Campo und fuhren weiter Richtung Süden nach Puerto Montt, einer bekannten chilenischen Hafenstadt.
Puerto Montt
In einem der vielen kleinen "Tiendas" in Puerto Montt
Typische Jacke aus Alpakafell
Nach Puerto Montt ging es weiter in ein kleines, jedoch sehr touristisches Dörfchen namens Frutillar. Es liegt am Ufer des zweitgrößten Sees Chiles, dem Lago Llanquihue. Bei gutem Wetter würde man am anderen Ufer des Sees auch den großen Vulkan Osorno sehen. Doch da es hier in Chile noch Winter war (gestern war Frühlingsanfang), war der Himmel leider sehr bedeckt, sodass ich den Vulkan leider nicht sah. In Frutillar habe ich mich schon fast heimisch gefühlt, da fast alles auf Deutsch war. So hieß beispielsweise das Hotel, in dem wir aßen "Hotel Rose am See" und dort gab es "kuchen".
Im November werden wir noch einmal in den Süden fahren... Vielleicht sehe ich den Vulkan Osorno dann.
Ufer des Lago Llanquihue in Frutillar
Meine Gastgeschwister Victoria und José Ignacio und ich

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