Dienstag, 28. Oktober 2014

Desembocadura, die zweite

Am Samstagnachmittag bin ich mit meiner Gastfamilie wieder ans Meer gefahren. Zuerst sind wir zum Strand Ramuntcho gegangen, zu dem man nicht direkt mit dem Auto vorfahren kann. Wir mussten erst durch ein Waldstück bergab laufen bis wir schließlich an der Badestelle ankamen. Leute, glaubt mir, das Hinunterlaufen war ja ganz nett, aber das Hochlaufen hätte echt nicht sein müssen. Es ist ja nicht so, dass wir in San Pedro de la Paz nicht schon auf einem großen, steilen Hügel leben, den ich jeden Tag hoch- und runterlaufen muss und mich danach so fühle als wäre ich einen Marathon gelaufen... Das erste Mal, seitdem ich in Chile bin, sah ich einen Badestrand voller Menschen. Bisher hatte ich ja immer das Glück, dass sie alle menschenleer waren. Es lag aber sicherlich daran, dass es Samstag war und die Sonne schien. Dennoch war es sehr schön da. 
Playa Ramuntcho
Anschließend sind wir zur Caleta Chome gefahren. Das ist eine Bucht, in der Ruinen einer alten Walfangfabrik stehen. Ich bin durch die alte Fabrik gelaufen und als ich diese betrat, kam mir sofort ein stechender Geruch von gammeligen Fisch entgegen. Auf dem Boden lagen nämlich unzählige abgetrennte Fischköpfe, die so vor sich hin faulten. Nachdem ich einige Fotos gemacht hatte, verließ ich die Walfangfabrik schnell wieder. In Chome konnte man natürlich nicht baden, da die Wellen groß und die Strömung stark waren. Außerdem war die Bucht voller Felsen. Heute leben dort immer noch einige wenige Menschen, die zwar nicht mehr vom Walfang, jedoch von den Algen bzw. dem Seetang, die es dort zu Unmengen gibt, leben. Wir unterhielten uns mit einem Anwohner, als plötzlich ein Wal vor unseren Augen im Meer auftauchte! OMG! Er war riesig! Dabei schaute gerade mal ein kleines Stück von seinem Kopf aus dem Wasser... Wir waren natürlich total erstaunt und starrten weiter auf das Wasser in der Hoffnung, den Wal noch einmal zu sehen. In der Tat hatten wir Glück und sahen noch ein paar weitere Male den Wal (vielleicht waren es auch mehrere?!).
Leider war er so weit entfernt von der Küste, dass ich kein brauchbares Foto machen konnte. 
ehemalige Walfangfabrik
So verging der Nachmittag und es war auch schon abends, sodass wir wieder zur Desembocadura fuhren, da wir uns den Sonnenuntergang ansehen wollten. Wir kamen genau richtig an. Der Himmel färbte sich rot-orange. Dort trafen wir dann zufälligerweise auch den Onkel und die Cousine von Victoria. Mit dabei war der Familienhund und noch ein kleiner Welpe, der mich sofort ansprang. Er war unglaublich süß und ich muss zugeben, dass ich mich wahrscheinlich mehr mit dem kleinen Welpen beschäftigt hatte, als den Sonnenuntergang zu genießen. Den Welpen hatte Maite - so heißt die Cousine - gemeinsam mit seinen drei Brüdern auf der Straße gefunden und aufgenommen. Nun zieht sie den Welpen auf. Was mit den anderen dreien ist, weiß ich nicht. Als die Sonne schließlich untergegangen war, sind wir wieder nach Hause gefahren.
Supersüßer Hund
Sonnenuntergang an der Desembocadura
So neigte sich ein wunderbarer Samstag dem Ende.

Freitag, 24. Oktober 2014

Vamos a la playa oh o-o-o-oh

Die vergangenen zwei Tage habe ich so ziemlich die ganze Zeit am Meer verbracht. Der Pazifik ist ja bekanntlich riesig, davon kann ich einfach nicht genug bekommen. Deshalb bin ich vorgestern von Concepción aus ins südlicher gelegene Laraquete gefahren, da meinte Gastmutter meinte, dass der Strand super sei. 
Das Gute: Der Strand ist groß und es war so gut wie niemand da.
Das Schlechte: Er ist sehr stark verschmutzt. Das Meer spült ständig von Muscheln und kleinen Krabben bis hin zu Plastikflaschen, Schuhen, Plastiktüten und Drähten so ziemlich alles an. Irgendwie ist es echt traurig, wie die Menschen mit ihrem Müll umgehen und was im Endeffekt alles in den Ozeanen landet.
Muscheln und Krebsschalen
Danach bin ich nach Lota gefahren, wo ich erst ein wenig durch die Stadt geschlendert bin und anschließend im Park Isidora Cousiño (auch: Parque de Lota) war. Der Park ist sehr schön angelegt und man kann von dort aus einen wundervollen Ausblick auf den Golf von Arauco genießen.
Da ich vorgestern die Küste südlich von Concepción aus erkundet habe, bin ich gestern von Concepción aus in Richtung Norden gefahren, wo ich zuerst in der Hafenstadt Tomé einen kleinen Halt gemacht habe.
Kirche in Tomé
Straße in Tomé

Von Tomé aus ging es dann für mich nach Dichato. Ich war sehr gespannt wie es nun aussehen würde, da das Dorf beim Erdbeben bzw. durch den darauffolgenden Tsunami total verwüstet und zerstört worden war. Dort angekommen war ich ziemlich erstaunt. Viel hat man von den Schäden nicht gesehen, da fast alles neu errichtet wurde. Im Gegensatz zur Stadt Tomé wirkte Dichato total verlassen. Es waren kaum Menschen auf den Straßen, viele Geschäfte waren geschlossen. Es kann aber auch daran liegen, dass Dichato gerade mal um die 3.000 Einwohner zählt, von denen viele in nahegelegenen Tomé arbeiten gehen. Außerdem leben in Tomé fast 50.000 Einwohner.

Von Dichato aus sind es nur noch zwei Kilometer bis man in Pingueral ankommt. Da dorthin aber weder ein Bus noch Taxis fahren, beschloss ich die zwei Kilometer zu laufen. Natürlich dachte ich nicht daran, dass Chile ein Land ist, das aus unzähligen Hügeln besteht. Ich musste also natürlich erst einmal einen Hügel hinauflaufen... 
Ausblick auf die Bucht von Dichato auf dem Weg nach Pingueral
Um in den Ort und an den Strand von Pingueral zu kommen, muss man zuerst an einer Schranke vorbeikommen, wo sich auch ein Wächter befindet. Zwar erzählte mir meine Gastmutter, dass Pingueral seit einigen Jahren nicht mehr privat sondern für alle Menschen zugänglich sei, dennoch befindet sich am Eingang ein Schild, auf dem "Recinto privado" (deutsch: privates Gelände) steht, und eben diese Schranke mit dem Wächter. Da ich aber wusste, dass sich direkt am Strand ein Restaurant mit tollem Blick auf das Meer befindet, sagte ich dem Wächter, dass ich dahin wolle. Er wollte meinen Ausweis sehen und als er sah, dass ich aus Deutschland komme, stand meinem Eintritt zu Pingueral nichts mehr im Wege. Er öffnete die Schranke und wünschte mir viel Spaß. Es ist teilweise echt witzig zu sehen, wie positiv und freundlich die Menschen hier in Chile reagieren, wenn sie merken, dass man aus Deutschland kommt.
Ich lief also los und musste auch nicht weit gehen bis plötzlich eine Camioneta an mir vorbeifuhr, vor mir stehen blieb und der Fahrer mir anbot, mich bis nach unten zum Restaurant mitzunehmen, da es oben vom Hügel aus noch ein ganzes Stückchen ist bis man unten am Strand ankommt.
Natürlich sagte mir meine Gastfamilie mehrmals, dass ich niemals per Anhalter bei einem einzigen Mann mitfahren solle; ausschließlich bei Familien bzw. wo mehrere Menschen im Auto sitzen. Das würde ich eigentlich auch nicht in Deutschland machen, aber ich weiß echt nicht, was mich geritten hat, dass ich einfach unbedarft eingestiegen bin. Der Mann war aber glücklicherweise sehr freundlich und mir ist nichts passiert.
Als ich das Restaurant betrat, musste ich leider feststellen, dass alle Stühle hochgestellt waren. Der Chef (ich glaube zumindest, dass es der Besitzer war) kam direkt auf mich zu und fragte mich, ob ich hier Mittag essen wolle. Ja, das wollte ich. Doch er sagte mir, dass das Restaurant während der Nebensaison nur von Freitag bis Sonntag geöffnet hat. Gestern war aber leider Donnerstag. Ich war also einen Tag zu früh da... Egal, dachte ich mir.
Ich bin also an den Strand gegangen und setzte mich in den Sand unter einen Sonnenschirm. Das Coole war, dass ich komplett aleine am Strand war. Niemand weit und breit. Der Strand war echt schön. Es gab sogar Pools direkt am Strand, die aber noch nicht gefüllt waren, weil eben noch Nebensaison ist.
Nachdem ich die Zeit dort ein wenig genossen hatte, wollte ich den Hügel wieder hinauflaufen und Pingueral verlassen. Natürlich hatte ich mir nicht gemerkt, wie ich wieder aus dem Ort rauskomme, sodass ich dort ein wenig durch die Straßen lief und mir alles anschaute.
Ich hatte sowas bisher noch nie gesehen: Es war wie ein exklusives Dorf mit teueren, großen Häusern direkt am Strand, wo nicht jeder einfach so hineinkommt. Ein Haus dort zu besitzen, wäre echt ein Traum!
Ich hatte aber wieder das Glück, dass mich ein kleiner Schulbus bzw. Kleintransporter mit einsammelte und mich bis nach Tomé brachte, sodass ich direkt von dort aus wieder nach Concepción fahren konnte.
Eingang zu Pingueral
Kirche in Pingueral


Da ich nicht genug vom Meer bekommen kann, werden wir morgen zum Strand Ramuntcho und noch einmal zur Desembocadura fahren, um uns den Sonnenuntergang dort anzusehen.

Sonntag, 19. Oktober 2014

Ein Traum von Meer

Erst sah es gestern so aus, als würde ich den ganzen Tag zuhause verbringen müssen, so zugezogen war der Himmel. Doch plötzlich war keine einzige Wolke mehr am Himmel zu sehen, sodass meine Gasteltern und ich beschlossen, zur Desembocadura des Flusses Bío Bío in Hualpén zu fahren. Das ist die Stelle, in der der Fluss Bío Bío in den Pazifik mündet. Die Desembocadura liegt im Park Pedro del Río Zañartu. Dort angekommen stand ich bestimmt erst einmal einige Minuten dar und starrte die starken Wellen an. Zwar kann man da nicht baden - dafür ist es einfach noch zu kalt und die Wellen zu stark -, aber dort zu spazieren, zu sitzen und die Ruhe zu genießen, ist es allemal wert, diesen Ort zu besuchen. In der Nähe der Desembocadura gibt es auch noch einen abgelegenen Badestrand namens Ramuntcho, aber ich muss leider zugeben, dass ich dort nicht war. Irgendwo dort soll es auch den Fischerort Chome mit Ruinen einer verlassenen Wahlfangfabrik geben... Ich würde die beiden Orte auch gerne mal sehen. Vielleicht ergibt es sich ja noch, dass ich da ein zweites Mal hinkomme. Es gab auch große Felsen, auf die ich erst einmal geklettert bin, sodass ich dann von oben das Meer beobachten konnte. Einfach traumhaft! Das Sahnehäufchen des Ganzen war dann, dass ich sogar am Strand geritten bin. EIN TRAUM IST WAHR GEWORDEN! Ich wollte schon immer mal am Strand entlang reiten. Mein Pferd hieß Cortito und es war einfach super mit ihm. Anschließend waren wir noch im Museum des Parks bevor es dann für uns wieder zurück nach San Pedro de la Paz ging.
War noch nicht ganz bereit...
Dieser Anblick ... ♡
Bisschen verwackelt, aber egal
Cortito
Wasserfall Rocoto
Museum Pedro del Río Zañartu
Habe da was gefunden...